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Pädagogik vs. Emotionen

Wie schön und einfach ist es doch, als Fachperson den Eltern gute Ratschläge zu geben. Doch oft vergessen viele Pädagogen, dass Eltern sein und als Fachpersonen ein Kind zu erziehen, zwei total unterschiedliche Dinge sind. In diesem Beitrag möchten ich das Thema «Erziehung als Eltern mit allen Emotionen und der besonderen Beziehung zwischen Eltern und Kind», dem Thema «Erziehen als Fachperson mit Fachwissen und der gewissen Distanz zwischen Kind und Fachperson» gegenüberstellen. Ausserdem wird der Aspekt, beides zu sein, also Fachperson und Mutter/ Vater, besonders beleuchtet.

Schon die Tatsache, dass man als Fachperson eine ganz andere Beziehung zu den Kindern pflegt als die Eltern, lässt uns viele Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln sehen und wir nehmen den Alltag mit dem Kind verschieden wahr. So fällt es einer Fachperson leichter, dem Kind Grenzen zu setzen und die Reaktion des Kindes auszuhalten, denn wir als Fachpersonen sind nicht so emotional verbunden mit dem Kind und können uns dies aus einer gesunder Distanz ansehen. Auch wenn ein Kind sich nicht korrekt verhält (frech ist, tobt usw.) sehen wir dies aus einer anderen Sicht. Was für uns bedeutet, die Emotionen des Kindes auszuhalten, kann in den Eltern schon viele Fragen aufwerfen. Daher sind wir uns bewusst, dass Pädagogik sehr wertvoll und auch wichtig ist, für die Eltern jedoch oft sehr schwierig umzusetzen.

Erziehung aus Sicht der Pädagogin

Gut, aus pädagogischer Sicht klingt alles so klar und einfach: Grenzen setzen – logisch! Dem Kind Regeln geben und schauen, dass diese auch eingehalten werden – sonnenklar! Konsequent sein mit dem was man sagt, Fehlverhalten verlangt nach einer logischen Konsequenz – top, sehr wichtig! Doch ist dies alles wirklich immer und in jeder Situation umsetzbar? Macht es das «Mutter sein» wirklich einfacher, wenn man einem pädagogischen Beruf mit Kindern ausübt und weiss, wie wichtig all diese Dinge fürs Kind sind? Die Antwort lautet: Jein!

Als Supernanny und Spielgruppenleiterin kann ich die pädagogische Sicht professionell in der Spielgruppe sowie auch in den Coachings vertreten und auch anwenden. Obwohl ich zu jedem einzelnen Kind eine gute Beziehung habe, besitze ich trotzdem die nötige Distanz, damit ich professionell handeln kann. Ich kann in jeder Situation meine erzieherische Haltung wahren und meine Emotionen kontrollieren.

Pädagogik und Mutterschaft – zwei verschiedene Welten 

Als ich Mutter wurde, wusste ich genau, wie ich mein Kind erziehen will, welche Grundwerte ich ihm auf seinem Lebensweg mitgeben will. Dann kam meine Tochter auf die Welt und ich merkte, das es nicht so einfach ist plötzlich Mutter Zusein, denn meine Prioritäten haben sich zu meinem früheren Leben verändert. Die Freiheit tun und zulassen was man möchte, war nicht mehr gegeben und auch Emotional war ich plötzlich viel sensibler. Da sagen jetzt sicher einige: "Schwangerschaftshormone". Ja meine Hormone hatten sicher einiges zu tun, aber es war mehr als das. Mein natürlicher Schutzinstinkt wurde aktiviert und nun drehte sich alles um das kleine Geschöpf, das friedlich in meinen Armen lag und von mir und meinen Entscheidungen Abhängig war.

Von der ersten Minute ist der Job Mama, eine 24 Std. Aufgabe, die weder Betriebsferien kennt noch eine Auszeichnung erhält. Man ist als Mama 365 Tage mit Herz und Verstand dabei und sehr oft verstehen die Väter nicht, warum Ihre Frauen sich ausgelaugt fühlen. Burnout ist bei weitem nicht nur ein Thema im Beruf sondern immer wie mehr eine schleichende Erkrankung, die sich einnistet. Zu diesem Thema werde ich mich im nächsten "WEEKEND" widmen.

In der Spielgruppe sowie auch Zuhause und auch in den Coachings ist vor allem das Wort "Nein" ein grosses Thema, das ich gerne in einem ELTERN ABC erläutern werde.

Die Mütter schildern, das Sie Ihrem Kind ein «nein» beibringen und das Kind beginnt herzzerreissend zu weinen, so das die Eltern in einen Emotionalen Kampf geraten und sich nicht mehr so sicher, ob es wirklich ein «nein» bleiben soll. Aus pädagogischer Sicht muss es natürlich eins bleiben (weiss ich doch!), aber genau hier machen einem die mütterlichen sowie au väterlichen Emotionen einen Strich durch die Rechnung. Die Wahrheit ist das man doch beim eigenen Kind sich hinterfragt: muss ich das nun wirklich durchziehen, gibt es nicht vielleicht ein Hintertürchen?

Das ist völlig normal, liebe Eltern. Zum eigenen Kind hat man eine tiefere emotionale Bindung, da fällt es einem schwerer, immer pädagogisch zu handeln. Mir ging es damals nicht anders und man möchte ja sein Kind glücklich sehen. Es ist absolut in Ordnung, wenn Sie zwischendurch mal nachgeben, wichtig ist aber in welcher Situation! Zerbrechen Sie sich jetzt nicht den Kopf, ob es nun Richtig oder Falsch war. Sie sind genau wie Ihr Kind in einem Lernprozess und solang Sie Ihren Grundwerten, Regeln und Meinung, treu bleiben und die Bereitschaft haben stetig an sich arbeiten, ist alles genau Richtig. Das wichtigste das Sie sich aber immer vor die Augen halten sollten ist, das Sie nicht zulassen, dass sich Ihr Kind - Ihre elterliche Emotionen zu nutze macht!

Pädagogisches Fachwissen vs. Emotionen

Nun, bald wird meine Tochter 8 Jahr alt. In vieler Hinsicht ist es tatsächlich praktisch, viel Wissen über die Entwicklung von Kindern zu haben. Du reagierst vielleicht etwas gelassener, weil du aus Erfahrung weisst, dass sich Kinder extrem unterschiedlich entwickeln. Für Eltern kann dein Fachwissen beruhigend sein. Denn du weisst auch in schwierigen Situationen was zu tun ist, oder wie du Probleme noch anders angehen könntest. Mein pädagogisches Fachwissen und die Fähigkeit, dieses anzuwenden, sehe ich nicht als Routine sondern als eine Herausforderung an der ich selber täglich wachsen darf, denn ich bin genau wie Sie eine Mama und bin weder Allwissend noch Fehlerfrei. Das ist auch gut so, denn eine perfekte Mutter gibt es nicht, daher denken Sie bitte nicht, das eine Kleinkindererzieherin oder überhaupt Mütter die einen pädagogischen Beruf haben, deswegen bessere Mama's sind! Es gibt kein 0815 Rezept, das man in Fachbücher findet, sondern man erfasst eine Situation mit Herz, Beobachtungsfähigkeiten sowie Humor, denn es ist auch wichtig über sich selbst lachen zu können. 

Mein Rat an Sie als Eltern: Setzt Sie den gesunden Menschen- bzw. Elternverstand ein. Hört auf euer Herz und verzweifelt nicht, wenn mal eine Erziehungsmassnahme danebengeht. Wir alle sind «nur» Menschen! Fehler zu machen ist jedem erlaubt, solange man daraus lernt und versucht, es beim nächsten mal besser zu machen.  Meinen Berufskolleginnen und Kollegen, lege ich an Herz, weniger Fachchinesisch mit den Eltern zu reden oder Ihnen pädagogische Weisheiten zu erörtern über Kindesentwicklung oder Sozialverhalten. Sie vermitteln damit den Eltern ein Gefühl von Kritik an ihrer Person. Nehmen Sie sich zeit und versuchen Sie das vertrauen zu gewinnen in einem Gesprächen, in dem Sie einfach zuhören und statt ihren beruflichen Status in Vordergrund zu schieben, seinen Sie einfach Mensch und vielleicht sind Sie ja selber auch Mutter oder Vater?