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Was tun wenn Kinder beissen - kratzen

Im letzten Eltern ABC thematisierte ich das Thema "Aufmerksamkeit durch Fehlverhalten". Im heutigen Eltern ABC möchten ich gerne auf das Thema beissen - kratzen näher eingehen. Immer wieder erleben Eltern und Fachpersonen, dass Kinder beissen - kratzen oder von einem Spielkameraden gebissen - gekratzt werden. Entsetzen und Empörung sind meist die Reaktionen. Wieso machen das Kinder und was kann man dagegen tun? Auf diese Fragen gehen wir heute näher ein.

Wichtig zu wissen ist, dass es während des zweiten Lebensjahres vollkommen normal ist, dass Kinder beissen. Kindern fehlt in diesem Alter die Einsicht, dass ihr Verhalten nicht ok ist und dem Gegenüber schmerzen zufügt. Im Laufe des dritten Lebensjahres wird das Beissen meistens weniger.

Kinder die beissen, können sich oft verbal (sprachlich) noch nicht ausreichend verständlich machen. Das Kind beisst, um sich auszudrücken. Dazu ein Beispiel: Max 1,5 Jahre spielt mit der Puppe. Max kann sich verbal noch nicht ausdrücken. Alex 3 Jahre nimmt Max die Puppe weg und Max beisst Alex. Max kann verbal nicht sagen, dass er die Puppe möchte, deshalb zeig er z.B. die Verhaltensweise beissen, um die Puppe zurück zubekommen. Beissen ist eine von diversen Verhaltensweisen, wie schlagen, kratzen, klemmen oder schreien.

Manchmal sind Kinder auch einfach nur müde, hungrig oder frustriert oder von der Umgebung überreizt. Dann kann es sein, dass Ihr Kind beisst, weil es noch nicht gelernt hat, wie mit der Situation umzugehen.

Veränderte Lebensumstände wie Umzug, ein neues Geschwisterkind oder Konflikte in der Familie können ebenfalls Gründe sein, weshalb ein Kind beisst.

Es ist auch möglich, das ein Kind beisst, um herauszufinden, was passiert. Kleinkinder erforschen die Welt sehr stark mit dem Mund. Weshalb nicht auch z.B. den Arm vom Spielkameraden? Kinder im zweiten Lebensjahr lernen „Ursache und Wirkung“ zu verstehen. Sie erkennen, dass eine Handlung auch eine Folge nach sich zieht.

So reagiert ihr richtig, wenn ein Kind beißt                                                                                                            Auch wenn die Kinder einige Gründe haben können, sich aggressiv zu verhalten, ist es Ihre/ unsere Aufgabe, ihm auf sanfte Weise beizubringen, dieses Verhalten zu ändern.

Schenkt zuerst dem gebissenen Kind Aufmerksamkeit

Beachten Sie das gebissene Kind und nicht den kleinen Beisser, auch wenn es Ihr eigenes Kind sein sollte.
Auf diese Weise lernt Ihr Kind, dass es durch Beissen nicht im Rampenlicht steht. Trösten Sie das gebissene Kind und versorgt eventuell entstandene Wunden.

Bietet dem Kind Alternativen

Wenn ein Kind beisst, ist es wichtig, schnell zu reagieren. Nehmen Sie das Kind zur Seite, geben Sie ihm einen Moment Zeit, um sich zu beruhigen und sprechen Sie mit ihm auf Augenhöhe. Benutzten Sie nur wenige, aber dafür klare Worte mit einer ruhigen aber festen Stimme. „Nein, wir beissen nicht! Beissen tut anderen Leuten weh!“ Zeigen Sie Ihrem Kind Alternativen, um seine Wut rauszulassen. Geben Sie ihm etwas, wo es hineinbeissen kann (z.B. Beissring, Waschlappen), ohne andere Menschen zu verletzen. Oder Sie schenken ihm ein eigenes Kissen, in das es beim nächsten Mal schlagen kann. Wenn das Kind schon älter ist, können Sie ihm lernen, seinen Ärger mit Worten auszudrücken. Es kann zum Beispiel sagen: “Nein, ich will nicht.“ oder Sie um Hilfe bitten.

Lasst das Kind nicht profitieren

Wenn ein Kind durch den Biss erreicht hat, dass es das gewünschte Spielzeug nun in den Händen hält, lassen Sie es dieses nicht behalten. Geben Sie es dem gebissenen Kind zurück.

Beobachtet und begleitet das Kind

Natürlich wollen wir nicht die ganze Zeit neben dem Kind stehen und aufpassen, aber wenn man weis, dass ein Kind beisst, ist ein wachsames Auge beim nächsten Spielplatzbesuch oder allgemein im Spiel mit anderen Kindern nicht schlecht. Bleiben Sie in seiner unmittelbaren Nähe und seien Sie vorausschauend genug, um die nächste Biss-Attacke zu verhindern.

Geben Sie dem Kind Platz/ Raum

Viele Kinder in einem kleinen Raum führt auf kurz oder lang zu Streit. Also schaffen Sie Platz, indem Sie gemeinsam rausgeht (Garten, Spielplatz). So können die Kinder auf Abstand gehen, wenn ihnen danach ist, und die Gefahr, dass ein Kind ein anderes Kind beisst, ist um einiges geringer.

Lernen, sich richtig zu verhalten

Loben Sie das Kind bei gutem Verhalten wie teilen oder abwechseln.

Verurteilen Sie das Kind nicht, wenn es ein Kind beisst, denn das Kind meint es eigentlich nicht böse. Es weiß in dem Moment nur nicht anders mit seiner Wut umzugehen. Sie müssen ihm nur Wege aufzeigen, es besser zu machen – etwas, womit auch genügend Erwachsene noch zu kämpfen haben. Im nächsten ELTERN ABC werde ich näher auf das Thema: "Konsequentes Handeln" eingehen.

Nun wünsche ich Ihnen ein gutes Gelingen die Beiss/Kratz – Attacken zu verringern. Und da noch eine Aufmunterung: „Gerade Kinder, die in der Sprachentwicklung etwas langsamer sind, neigen zu aggressiven Reaktionen, die sich bald legen, sobald sie sprechen gelernt haben.“